Sportpolitik liberal gestalten (54. JuliA-Landeskongress)

Aus Beschlusssammlung der JuliA Sachsen
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a) Präambel

Die Jungliberale Aktion Sachsen schätzt die Vielseitigkeit und große Bedeutung des Sports. Dabei sind vor allem positive gesundheitliche, gesellschaftliche, soziologische, wirtschaftliche und politische Aspekte zu nennen. Sport umfasst unserer Meinung nach nicht nur körperliche Leistungen, sondern auch geistige Ausführungen. Insbesondere aufgrund dieser Komplexität und der gemeinsamen politischen Themenfelder, wie zum Beispiel mit der Gesundheits-, Innen-, Kultur- oder Bildungspolitik, muss der Sportpolitik einen großen Stellenwert eingeräumt werden. Dabei ist uns ein Gleichgewicht zwischen Breiten- und Spitzensportför-derung sehr wichtig.

b) Struktur

Im Mittelpunkt liberaler Sportpolitik sollten die Begriffe Autonomie, Leistungsprinzip und Subsidiarität stehen. Hierbei befürworten wir föderale Strukturen, in verschiedenen Ebenen, um das Leistungsprinzip zwischen Sportler, Mannschaften, Vereinen, Städten, Regionen, Bundesländern und Nationen zu stärken. So kann auf unterster Ebene individuell auf die Be-dürfnisse und Besonderheiten der Sportler eingegangen werden, allerdings auch ein fairer Wettbewerb entstehen. Breitensportförderung sollte über die Bundesländer bzw. hauptsäch-lich über die Kommunen erfolgen, damit diese unterschiedliche Prestigevereine und –sportarten fördern können. Hier spielt vor allem der Subsidiaritätsbegriff eine große Rolle. Um den Breitensport weiter zu fördern, müssen noch mehr Anreize, in Form von Auszeich-nungen, geschaffen werden. Die Kampagnenfähigkeit des DSB muss weiter gestärkt werden. Leistungssportförderung erfolgt hauptsächlich durch Bund und Länder. Die derzeitige Zuord-nung des Sportressorts zum Bundesinnenministerium und zum Staatsministerium des Inneren in Sachsen befürworten wir, erwarten aber eine Stärkung dieses Sachgebiets. Ein eigenes Sportministerium lehnen wir aus wirtschaftlichen und bürokratischen Aspekten ab. Die der-zeitige Gliederung der Verantwortlichkeiten der Verbände in den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Landessportverbände der jeweiligen Bundesländer halten wir für richtig.

c) Ehrenamt stärken

In über 90 000 Sportvereinen in ganz Deutschland engagieren sich viele Millionen Bürger ehrenamtlich. Diese Eigeninitiative für den Sport und für seine Mitmenschen kann nicht oft genug gewürdigt werden. Dies entspricht einem grundlegenden liberalen Prinzip. Sie halten damit den Breitensport am Laufen und geben ihm in Deutschland diese außerordentliche Di-mension. Ohne Breitensport kann es keinen erfolgreichen Leistungssport geben.

d) Leistungssport und Spitzensport

Wir verstehen unter Leistungssport die gezielte und qualitativ hochwertige Sportförderung mit dem Hauptziel, Höchstleistungen der entsprechenden Sportler und Mannschaften zu errei-chen, um international Erfolge zu erlangen. Unter einem optimalen Fördersystem verstehen wir ein Geflecht aus strukturellen, personellen und materiellen Komponenten, die vereint mit sozialen, schulischen und gesundheitlichen Aspekten den Sportler bestmöglich den Weg an die internationale Spitze ermöglichen sollen. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten Leistungs-stützpunkte und Sportschulen, indem bereits Kinder und Jugendliche an den Leistungssport altersgerecht und individuell herangeführt werden. Nach der Schulzeit erfolgt diese spezielle Förderung fast ausschließlich im Profibereich. Die sächsische Sportförderung steht im natio-nalen Vergleich derzeit gut da, hat allerdings noch Potenzial nach oben, zum Beispiel durch noch bessere Talentsichtungen und noch stärkere Effektivität an den Trainingsstützpunkten. Die Vermarktung des Leistungssports und der Fernsehrechte sollte durch die einzelnen Sport-verbände erfolgen. Die Jungliberale Aktion Sachsen spricht sich zudem für eine komplette Streichung des Sportwettenmonopols aus. Sportwetten sollen auch privat angeboten werden dürfen.

e) Bildung und Erziehung

Schulsport ist vor allem aus gesundheitstechnischen Gründen von größter Bedeutung. Kinder und Jugendliche sollen dabei einen Überblick über verschiedene Sportarten erhalten, die Freude an Bewegung erleben und sich einer gesunden Lebensweise bewusst werden. Wir set-zen uns für eine Mindestanzahl von 3 Wochenstunden Sport für alle Klassenstufen ein, da es beim Sport vor allem auf Regelmäßigkeit ankommt. Dabei sollten zwar gute und sehr gute Leistungen entsprechend honoriert und angemessen hohe Maßstäbe vorgegeben, allerdings auch Leistungssteigerungen, Motivation, Leistungsbereitschaft und Fairness entsprechend gewürdigt werden. Wir fordern daher pro Halbjahr eine zusätzliche Note für diese Kompeten-zen. Für eine bessere Talentsichtung sind qualifizierte Übungsleiter notwendig. Wir fordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen/Kindergärten und den ansässigen Sportver-einen, sowie dem Landessportbund Sachsen.

f) Sport überwindet Grenzen

Sport verbindet, Sport sorgt für Frieden. Durch seine vermittelten Werte, wie Fairness, Team-geist, Toleranz oder Respekt trägt der Sport seit Jahrtausenden zu einem friedlichen Mitei-nander bei. Internationale Sportwettkämpfe dürfen nicht Gegenstand politischer Auseinander-setzungen, wie zum Beispiel von Boykotten, sein. Für uns ist die allgemeine Sportförderung keine Aufgabe der Europäischen Union. Vielmehr sollten verstärkt konkrete internationale Austauschprogramme, Beziehungen und gemeinsame Veranstaltungen, wie es sie bereits in einigen Staaten, Ländern und Städten gibt, unterstützt werden. Wir befürworten sämtliche Initiativen internationale Wettbewerbe nach Deutschland und insbesondere nach Sachsen zu holen, unabhängig von Sportart und Teilnehmern. Neben den positiven wirtschaftlichen Aspekten ist es wichtig sich dauerhaft nach außen als gastfreundliches und offenes Land zu präsentieren. Eine mögliche Olympiabewerbung von München für das Jahr 2022 würden wir sehr begrüßen. Sport fördert nicht nur das internationale Zusammenleben, sondern auch die nationale Integration sowohl von Menschen mit Migrationshintergrund, als auch von körperlich und geistig benachteiligten Mitbürgern, in unsere Gesellschaft. Für letzte-re fordern wir eine noch stärkere finanzielle Unterstützung, da sich im Behindertensport eben-so ein Profibereich herausgebildet hat, bei dem individuelle Leistungsförderungen bereits ab dem Kindesalter notwendig sind. Für viele dahingehend benachteiligte Menschen stellt der Sport eine sehr bedeutende Rolle für die Gesundheit und das Leben dar.

g) Sicherheitsaspekte

Gewalt im Sport ist leider in der öffentlichen Debatte ein häufig diskutiertes Thema, bei dem oft nicht besonders zielführend der Sportfan in seiner Freiheit und seinen Rechten einge-schränkt wird, wie man es zum Beispiel im Fußball erlebt hat. Wir, die JuliA Sachsen, spre-chen uns für offene Dialoge zwischen Sportfans, Sportultras, Sportverbänden und Behörden aus, bei denen weder Kollektivstrafen, noch Generalverdächtigungen Ergebnisses sein kön-nen. Der Hauptaspekt sollte nicht auf dem Strafenkatalog, sondern auf der Prävention liegen. Fanbetreuungsprogramme und bessere Kommunikation zwischen Sportveranstaltern und Fans können dabei Schlüssel zum Erfolg sein.

h) Doping

Der bewusste Einsatz von unerlaubten Maßnahmen und Substanzen zur Leistungssteigerung widerspricht den grundlegenden Prinzipien des Sports. Der Bruch von Fairness, Toleranz und Respekt gegenüber den Sportkollegen widerspricht auch dem liberalen Prinzip der Selbstver-antwortung. Wir fordern entsprechend strenge Konsequenzen für diese Vergehen. Den Sach-verhalt als Sportbetrug im Straftatbestand aufzunehmen, lehnen wir ab. Die derzeitigen Stra-fen für den Gebrauch müssen auf Initiative der Verbände verschärft werden. Sperren nur auf Grund von Indizien, ohne feste Beweise, wie beispielsweise im Fall von Claudia Pechstein, lehnen wir ab. Auch bei diesem Problem sieht die Jungliberale Aktion Sachsen einen Weg in einer besseren Prävention, d.h. Aufklärungsarbeit sollte schon verstärkt bei Jugendlichen er-folgen. Zudem müssen zu den verbotenen Mitteln transparentere Listen und Klassifikationen erstellt und regelmäßig überarbeitet werden.